Was kommt, was bleibt. - Ein poetischer Mischsatz

Von Wolfgang Kubin (Autor/in)., Almond Chu (Illustrator/in). | 112 Seiten | Erschienen: 02. 10. 2018 | ISBN: 9783903071506 | 1.Auflage

Nach seinen Sonetten (2017) und Balladen (2018) versucht sich der Lyriker Wolfgang Kubin an einem poetischen Mischsatz. So wie gute Weine in Österreich zu einem neuen Wein gemischt werden, so sind hier unterschiedliche lyrische Formen zusammengestellt: Mal Sonett, mal Ballade, mal freier Vers, mal gebundener Vers. Thema sind die Orte der Welt, mal Wien, mal Peking, mal Oklahoma. Immer geht es um die Befindlichkeit des Menschen unterwegs, um die Erinnerung an die frühen Toten, um die Sage von den einfachen Dingen, um die Begegnung mit Geschichte und Gegenwart.

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Thema sind die Orte der Welt, mal Wien, mal Peking, mal Oklahoma. Immer geht es um die Befindlichkeit des Menschen unterwegs, um die Erinnerung an die frühen Toten, um die Sage von den einfachen Dingen, um die Begegnung mit Geschichte und Gegenwart.

Inhalt

Langenlois

Was kommt
Was kommt, was geht oder Das große Erwachen
Das kleine Erwachen oder An eine Abwesende
An eine Anwesende
Anwesend, Abwesend. Eine Variante
Die Variation der Variation
Auf eine alte Kladde oder Fragen an die Reste der Reste
Im Kirschblütental oder Vergangene Verse
Von Bäumen, Klöstern und anderen Dingen

Auch nur eine Kladde
DKB oder Auf eine alte Kladde
Unregelmäßige Verse oder Unterwegs mit Yang Lian
In einem Stelenwald
Aus den Wörtern oder Nach den Propheten
Auf eine alte Kladde. Eine Variation
Ach, die alte Kladde. Eine Variation der Variation

Die verlorenen Jahre
Die verlorenen Jahre
Der arme Dekan B
Frauen sind einsamer noch
Buchstaben oder Das heilige Weh
Erinnerung an eine schöne Tote
Das Lächeln von Hangzhou oder Aus den Archiven des Lächelns
Letzte Worte
Waldhügel
Unsere tägliche Frage
Und wenn ich doch noch offen zu reden wagte?
Der alte Mann im jungen Garten
De profundis
Auch eine Art von Erinnerung
Auf eine nun Unbekannte, die einmal ganz in Weiß daherkam

Verlorene Verse
Oklahoma zum Zweiten
Chongqing einmal philosophisch
Schlichte Sentenz zu Leben und Tod.
Nach Friedrich Rückert

Eine Frau, nicht nur in Henan
Schlichte Verse dieses eine Mal
Durch das wilde Henan
Unterwegs im tiefen Henan
Warum nur wieder unterwegs in einer Kaiserstadt?
Auch ein Kaiserkanal
Auf einen Regenschirm
Mal mit und ohne Regenschirm. Eine Variation
Auch ein Versuch zur Müdigkeit
Die Augen und der Spiegel
1958
Der Zopf einer sehr jungen Frau
Von Stäbchen, Clowns und Plüschtieren

Im Föhrengarten
Etwas ist anders
Ophelia und ihre Schwestern
Hualian, das vierte Mal
Göttin des Meeres

Was bleibt
Der Herr der Katzen
An eine Unbekannte
Trier oder Noch einmal zur Rosa Mystica
Willkommen und Abschied auf amerikanische Art
Sievering

Moabit

Photograph: Almond Chu, Hongkong
Fotos ausgewählt von Ann Mak, (Mai An) Künstlerin aus Hongkong

REZENSIONEN

Dr. Wulf Noll

Wolfgang Kubins im Bacopa Verlag 2018 erschienener Gedichtband "Was kommt, was bleibt" trägt den Untertitel "Ein poetischer Mischsatz" und vereinigt unterschiedliche Formen wie Sonett, Ballade, freien und gebundenen Vers. Kubins Lyrik, in nachdenklicher, reflektierter Form vorgetragen, entfaltet sich auf der Grenzlinie von Alltäglichkeit und Irrealität, wobei das Irreale oft nur eine gesteigerte, über Grenzpunkte hinausgetriebene Form des Realen ist. Gedichte sind kleine Formen, in ihnen gerät etwas in den Mittelpunkt, was im Alltäglichen oft übersehen wird. Mir gefällt das Sonett Auf einen Regenschirm. So heißt es im ersten Quartett: Ich habe dir deinen Schirm zurückgegeben. / Du sagtest überraschend, er sei dein ganzes Leben. / Du hattest den lieben Tag um uns geweint, / am Abend waren wir beim Feuertopf vereint.

Kubin, der Dichter, ist ein poetischer Flaneur, er hält sich an Orten auf, mal ist es Beijing, Wien, Berlin oder Oklahoma, mal ist es die chinesische oder eine andere Provinz Doch noch im Großstadtgetriebe sind es die stillen Orten, nach denen er sucht, Parks und Gedenkstätten und Tempel. Die Wellen des Streams of consciousness schlagen stets hoch, der Dichter versucht sie im Vers zu erfassen, wenn er Zeiten und Räume vergegenwärtigt. Oft sind es mit Schwermut oder, der Dichter liebt eigene Wortschöpfungen, mit Leidmut erfüllte Orte. Leidmut? Leidender Mut, mutiges Leid? Dunkle Lyrik? Nicht nur, es kommt zu Stimmungswechseln, das ist gut so, denn wer wollte, wenn es um das einzige & einzigartige Leben vor dem Tode geht, nur Trauerspielen und nicht auch Lustspielen folgen? Gut, symbolisch gut, sind die verbalen Drehungen, wenn Wolfgang Kubin hin und wieder den Zopf einer jungen Frau wirbeln lässt, hier einer sehr jungen Frau aus der alten Kaiserstadt Kaifeng: So habe ich dich kreiert? Ja, so wie du am Universum bautest. / Das alles wegen eines einzigen Zopfes? Nein, wegen // einer einzigen Stadt. Wegen Kaifeng, damit die alte Stadt / nicht mehr so alt aussieht, wenn dein junger Zopf / wieder einmal durch die Straßen wirbelt, und ich dankbar / hinterdrein schaue, dankbar für so viel Jugend.

Ist nur die Jugend göttlich und nicht auch das Alter? Die innere Ruhe und der ruhige Spaziergang sind ebenfalls schön, dafür mag stellvertretend das Gedicht Von Bäumen, Klöstern und anderen Dingen stehen, die so still wiederum nicht sind. Die innere Ruhe kann kippen. Die weiße Magnolie, der rote Judasbaum und der (zumeist rot, aber auch weiß blühende) Wollbaum (Kapokbaum) deuten auf die Explosionen des Frühlings hin. Verrat in der Religion, Verrat in der Liebe? Es sei angemerkt, dass der wunderschön blühende Judasbaum im Mittelhochdeutschen den unverfänglichen Namen Liebesbaum trug. Und der Wollbaum, in einem anderen, hier unerwähnten Kulturkreis, dem hinduistischen, stellt eine Inkarnation des die Welt erhaltendes Gottes Vishnu dar.

Was kommt, was bleibt wird sich bei der Lektüre unterschiedlich entfalten. Schock, Leid, Liebe? Die Verse engen nicht ein, selbst wenn Stimmungen fühlbar vorgegeben sind. Die Stimmungen sind nicht immer fest; sie schwanken, das ist postmodern Beim Bemühen, die vielfältigen Phänomene zu erfassen, aktiviert der Leser seine eigenen Erinnerungen und gelangt zu Vorstellungen, die ihn am Entwurf und an der Gestaltung einer poetischen Welt teilnehmen lassen. Als jemand, der wie Kubin in den frühen siebziger Jahren in Bochum studierte, gefällt mir das Gedicht Moabit, welches Ereignisse und Details um den 1945 ermordeten Widerstandskämpfer Albrecht Haushofer aufgreift. Moabit wird zum metaphysischen Ort: terre maudite, mon habitation, mon habit

Noch immer wird das blutgetränkte Hemd des Ermordeten vom Sohn in einem Safe aufbewahrt. Dazu Kubin: Wir haben Schnaps aus dem rettenden China dabei / und gedenken eines Hemdes im fernen Safe, // vom Sohn sicher verwahrt, Tropfen für Tropfen, / als wäre der Tote unser einziger, künftiger Ahn. Dem Gedichtband sind künstlerische Fotografien von Almond Zhu (Zhu Dehua) aus Hongkong beigegeben, die mit konkreten und mit abstrakten Abbildungen zum visuellen Part werden; manchmal wirken die Bilder erhellend, manchmal verdunkeln und verrätseln sie bewusst.

Verlag[Firma Bacopa Verlag]
ISBN9783903071506
Auflage1
Sprache(n) Deutsch
Ausführung Gebunden
Erschienen2018
Seitenzahl112
Illustrationenzahl112
Cover Hardcover
Autor/in Wolfgang Kubin (Autor/in) , Almond Chu (Illustrator/in)